Die Weltwirtschaft im Ungleichgewicht Globale Zahlungsbilanzungleichgewichte - Ursachen, Gefahren, Korrekturen

Abstract

Diese Studie untersucht die weltwirtschaftlichen Probleme, die durch große und anhaltende Überschüsse oder Defizite in den Leistungsbilanzen entstehen können, die im Zuge der Globalisierung von Handel und Finanzmärkten deutlich zugenommen haben. Dabei werden drei typische Gruppierungen von Ungleichgewichten thematisiert: (1) das vieldiskutierte US-Leistungsbilanzdefizit gegenüber einer Vielzahl von Ländern, insbesondere gegenüber China und den OPEC-Ländern; (2) die innereuropäischen Leistungsbilanzungleichgewichte; (3) die großen Leistungsbilanzdefizite von sehr vielen Entwicklungsländern gegenüber OECD- sowie OPEC-Ländern. Letztere werden aus der näheren Analyse ausgeklammert. Die europäischen Ungleichgewichte werden als wichtiger Teil globaler Ungleichgewichte angesehen. Im theoretischen Teil wird untersucht, wann Ungleichgewichte nachhaltig getragen werden können und unter welchen Bedingungen sie zu krisenhaften Anpassungen führen, meist in Form von Schulden- und Zahlungsbilanzkrisen. Es wird dabei ein Raster für „gute“ und „schlechte“ Ungleichgewichte entwickelt. Entscheidend ist letztlich die Nachhaltigkeit von Ungleichgewichten, die weitgehend vom Verhältnis der Wachstumsrate eines Landes zum Zinssatz abhängig ist. Diese Überlegung lässt für den Normalfall nur geringe nachhaltige Ungleichgewichte zu. Der empirische Teil beleuchtet detailliert die komplexen Zusammenhänge zwischen Überschüssen und Defiziten der vergangenen zehn Jahre. Es waren die exzessivsten Ungleichgewichte, die es je gab. Insbesondere werden die drei großen Überschussländer China, Deutschland und Japan untersucht. Dabei werden die unterschiedlichen Bewertungen aus Wirtschaftswissenschaft und Politik resümiert und kommentiert. Abschließend werden zahlreiche, teilweise weit reichende Reformvorschläge zur Korrektur und zur Vermeidung von Ungleichgewichten diskutiert. Die Untersuchung sucht nach Antworten auf sechs Fragen: 1. Unter welchen Bedingungen sind Leistungsbilanzungleichgewichte ein Problem? 2. Gibt es „gute“ und „schlechte“ Ungleichgewichte, wachstums- und wohlstandsfördernde einerseits und Krisen erzeugende andererseits? 3. Wenn es schlechte oder gar gefährliche Ungleichgewichte gibt, wer ist schuld und damit verantwortlich für Korrekturen – das „nachlässige“ Defizitland, das „fleißige“ Überschussland, oder beide? 4. Haben die Ungleichgewichte zur Finanzkrise in den USA beigetragen? 5. Sind die Euro-Zonen-Ungleichgewichte Teil der globalen Ungleichgewichte? 6. Wie sehen Korrekturen für exzessive, also „schlechte“ Ungleichgewichte aus?

Author(s)

Jan Priewe

Publication Status

Published in Berlin Working Papers on Money, Finance, Trade and Development, July 2011

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